Ältere Gedichte

 

Gedicht zum Totengedenken

Ich möchte, Herr, gesund sein,
um dem Kranken meine Nähe zu schenken,
damit er aufleben kann aus seiner Isolation.

Ich möchte, Herr, gesund sein,
um dem Sterbenden meine Hand zu reichen,
lange,
so lange,
bis er sich hineingehalten weiß
in Deine Ewigkeit.

Ich möchte, Herr, gesund sein,
um mit Menschen meine Leiden zu teilen,
damit wir gemeinsam
an ihnen wachsen und staunen,
wie Gott aus Scherben
ein wunderschönes Kunstwerk gestaltet!

Ich möchte da sein, Herr,
wenn Du mich brauchst,
um Menschen zu stärken,
die schwach sind.

Nun aber
bin ich selbst
die Schwache,
die Kranke,
die Sterbende!

Herr, nimm mich trotzdem
als Dein Blatt an Deinem Baum,
das Du verwehen kannst,
verschenken,
um zu zeigen,
wie nötig wir einander brauchen,
um Deinen Baum
mit vielen farbenprächtigen Blättern
zu schmücken.

11/1999 Christine Gorth

 

Auferstehung

Auferstehung ist nahe
Liebe umgibt mich
liebkost meine Seele
verzehrt sich
im Todeskampf
um mir
so nah zu sein
wie ich ihn
jetzt erlebe
JESUS
VOLLKOMMENE LIEBE.

08/1998 Christine Gorth

 

Die Sprache der Auferstandenen:

Ich spreche die Sprache der Auferstandenen
Menschen, die wach sind
und Leben erkennen.
Ich suche die Nähe
des Allmächtigen
und tauche ein in das Geheimnis
seiner Herrlichkeit.
Liebe umgibt mich
läßt mein Herz höher schlagen
hinauf in rauschende Träume
die wahr sind und hautnah.
Ich finde die ewige Liebe
glühend heiß am Kreuzesstamm
dort blutet ER aus und erlöst mich
umhüllt mich mit Leben, das hält!

08/1998 Christine Gorth

 

Ich bin ein Glückskind

Ich bin ein Glückskind
geboren aus Leid
zu neuem Leben
um Liebe zu schenken
und Freude zu teilen
Blicke zu heben und
Sehen zu lehren,
wie Unglückstäler
sich wandeln
in Tore
der Hoffnung.

08/1998 Christine Gorth

 

Meine Spuren ins Glück

Meine Spuren ins Glück
fahren entlang
an seiner Passion
bis ich teilhabe
an seinem Lachen
das sich an Liebe berauscht
weil sie die Menschen
nach Hause
bringt.

08/1998 Christine Gorth

 

Mit IHM

Frondienstgetrieben
zerbreche ich
im Schatten
Seines Kreuzes
um im Morgengrauen
bei Sonnenglut
mit IHM
aufzuerstehen

08/1998 Christine Gorth

 

Weil es sich lohnt

Bitterste Nacht,
im Krieg mit meinen Leiden.
Novembernebel steigen auf
im Schutz des Morgengrauens.
Waidwund geschlagen
von bohrenden Schmerzen
liege ich
allein
in meiner Ohnmacht
ersehne mir
nur eine Hand,
die mich hält,
ein Blick,
der wahrnimmt,
versteht.

Sieh mich doch an, wenn ich leide!
Hör mir zu, geh´ mit mir
einen Schritt meines Lebens
in dem ich lernen kann
was Leben wirklich bedeutet
im Angesicht des Todes!

Bleib doch bei mir, wenn ich leide
und übergebe mich
in die Arme des Stärkeren
der mich gemacht hat,
damit wir beide lernen
loszulassen
geschehen zu lassen
die Stunde des Scheidens
von dieser Erde

Danke, für Dich,
der Du da warst,
als ich Dich brauchte,
überwunden hast
die eigene Ohnmacht,
die Scheu vor Leid!

Gib niemals auf
Dein Du in die Welt zu streuen
Dich einzusetzen
für das Schwache
Verachtete
Ausgegrenzte
denn Jesus sagt Dir:
„Wahrlich was Du für einen meiner geringsten Brüder getan hast,
das hast Du mir getan!

10/2001 Christine Gorth
(Zitat von Jesus aus Matthäus-Evangelium Mt: 25,40)

 

Kreuzestod

Zersplittert
hingeschüttet
in den Abgrund
in die Tiefe
Ausgeliefert
hineingestoßen
in Leid
Gewalt
Seelenschrei
Todesschrei
Aufschrei
in die Nacht
Sterben ins Leben
Fallen durch Tod
Machtlos einsinken
in Unzumutbares
Unbegreifliches
Wunder schweigen
Worte sterben
in offenen Wunden
zur Schau gestellt

10/1996 Christine Gorth

 

 

Mit Ketten an die Wand

Mit Ketten an die Wand gepeitscht
im Schmerzsog brüllender Wehen
füllen die Augen mit Wasser sich
gießen sie Traurigkeit über mich.
Nachtgeplagt und durchgewacht
starrt die Seele dem Morgen entgegen
schöpft aus dem Brunnen göttlicher Kraft
bis Hoffnung sie neu umfasst.
Wachsame Augen schützen mich
bergen mich täglich, verlassen mich nicht
lieben beständig Wunden heil
schlagen die Ketten der Schmerzen entzwei.

06/1999 Christine Gorth

 

Ein Gebet

Gott, du bist mir fremd
und fern
und kalt
Ich möchte deine Stimme hören
leise spüren,
dass du da bist
Könnte ich
dein du doch erreichen
mit dir fliehen,
von diesem Ort.
Aber du hast mich
hier her gestellt
um den Becher
der Wunden zu trinken
den Grausamkeiten
Stand zu halten
und den Menschen
zu zeigen,
dass keine Hölle der Erde
tief genug ist,
als dass du nicht
dort hingelangen könntest,
um zu helfen,
zu retten und
zu heilen.
Ich warte auf Dich!

07/1998 Christine Gorth

 

Müde gelitten

Müde gelitten
Tod geschmeckt
Schmerzen graben sich
durch meinen Kiefer
ich bin es leid
zu leiden,
Worte bleiben kloßschwer stecken
in meinem Schlund
lassen sich nicht finden
für diesen Augenblick
Trauer umfängt mich
ausgebrannt bin ich
hilflos
ausgeliefert
zertreten
im Innern
meiner Seele
leer geblutet
zu Tode gelitten
und doch noch lebendig
abgemagert
ausgehungert
gänzlich leer.

07/1998 Christine Gorth

 

Ihr Dornen

Wer hat Euch Dornen angewiesen
solch spitze Speere in meinen Kiefer zu stoßen?
Euer Saft ist bitter und blutdurchträngt
Hakt aus von meinen Sinnen,
die wie betäubt dem Schall des Messerschneidenden Höllenszenario folgen.
Lasst los, verschwindet und gebt mich frei, hinein in die Welt des Glücks.
Wie lange noch, wollt Ihr Euer Unheil mit mir treiben?
Mich quälen und töten Tag für Tag?
Wer hat Euch angewiesen,
Eure bittere Galle in meinen Schlund zu schütten?
Wie grausam gleicht Euer Spiel dem Gelächter der Hölle.
Tod und Teufel lachen meiner und rauben mich leer.

Gott, ich schreie zu dir,
im Land der Schmerzen
stürze ich auf dich zu
und zerre an dir,
Hilf mir eilends
und lass mich nicht
im Strom meiner Qualen
versinken.
Warum bist du so ferne von mir,
wenn ich rufe?
Wie in der Wüste
im Schein der „Fata Morgana“
greife ich ins Leere
ohne dich zu finden.
Du ängstigst mich
mit immer neuen Schrecken!

07/1998 Christine Gorth

 

Trotzdem

Blühen
möchte ich
im frostigsten Winter
wo Äste und Balken
in Nacktheit gekleidet
an der Wegbiegung stehen.

Lachen
möchte ich
im bittersten Tal
wo Schmerz und Qual
den Abgrund schmücken
in dem ich lebe.

Tanzen
möchte ich
trotz lähmender Fesseln
wo vier Wände und ein Bettkasten
meine Augenweide präsentieren
in der Müdigkeit meiner Glieder.

Singen
möchte ich
meinem Gott und Held
der in allen Schatten-
und Sonnenseiten meines Lebens
seine Hände schützend um mich hält
damit ich nicht zerbreche
im Orkan lang andauernder Leiden.

06/1999 Christine Gorth